Mut und Offenheit statt Berührungsängste

Das Inklusionsmobil des Deutschen Behindertensportverbands machte am Blieskasteler Von der Leyen-Gymnasium Station. Die SZ nahm Teil an einer eher ungewöhnlichen Sportstunde.

Text von Erich Schwarz (SZ vom 14.11.25); Fotos von Steffi Drumm

Das war einmal ein ganz anderer Sportunterricht für den Sportleistungskurs der Klassen elf des Von-der-Leyen-Gymnasiums. Zu Gast – übrigens zum ersten Mal im Saarland – war das Inklusionsmobil des Deutschen Behindertensportverbands (National Paralympic Committee Germany).

Ziel dieser Besuche mit dem Mobil sei es, so findet man es als Beschreibung des Verbandes, „mehr Menschen mit Behinderung zum Sporttreiben zu bewegen sowie Vereine und Schulen zu ermutigen, mehr Sportangebote für Menschen mit Behinderung zu schaffen – gerne auch inklusiv, gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung“. Solche Angebote seien in Deutschland längst nicht flächendeckend vorhanden.

Der Appell laute daher: Mut und Offenheit statt Berührungsängste und Skepsis. Ziel sei es, über die unterschiedlichen Sportmöglichkeiten und Zugangswege rund um den Sport von und für Menschen mit Behinderung sowie Fort- und Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren, weiterhin die Vielfalt des Behindertensports aufzuzeigen und Tipps für die Sportpraxis zu liefern sowie ein Umdenken anzuregen und Hemmungen oder Bedenken zu nehmen beziehungsweise Barrieren in den Köpfen abzubauen.

Menschen mit Behinderung sollen motiviert werden, sportlich aktiv und ein Teil der DBS-Familie zu werden. Vereine und Schulen könnten so für den Sport von und für Menschen mit Behinderung gewonnen werden. Auch sollte damit die Sichtbarkeit des Sports von und für Menschen mit Behinderung erhöht und das Thema „Behinderung“ in die Mitte der Gesellschaft gebracht werden. 

Beim ersten Start des Inklusionsmobils im Saarland waren auch führende Vertreter des saarländischen Behindertensportverbandes mit am Start in Blieskastel. Und in der Praxis, beim Sportunterricht der jungen Sportler ohne Handicap am Gymnasium, stand deshalb zunächst Rollstuhl-Basketball an diesem Morgen auf dem Lehrplan. Es mussten verschiedene Übungen absolviert werden, etwa einen Parcours abfahren, Dribbeln mit dem Ball, Pass-Spiel und vieles mehr. „Es ist sehr ungewohnt, aber es fühlt sich nicht falsch an“, kommentierte Schüler Till Bertsch seine ersten Rollstuhlerfahrungen. Er hat einen Freund, dessen Eltern im Rollstuhl sitzen, deshalb hat er schon eine gewisse Sensibilisierung aus seinem Umfeld.

Sportpädagogin Stefanie Drumm, Lehrerin des Leistungskurses, hatte auch erste Erfahrungen gesammelt: „Es war tatsächlich sehr interessant, eine ganz neue Erfahrung. Es geht zunächst sehr leicht, ja fließend, aber wenn dann die Aufgaben kommen, etwa beim Rückwärtsfahren, da wird es schwierig und man verlässt sich eher auf die Intuition“.

„Eh Digga, das ist ja sauschwierig“, hörte man es dann aus dem anderen Teil der Sporthalle. Tatsächlich, so nahmen es die Schüler wahr und äußerten sich auch so im Gespräch mit unserer Zeitung, sei das Simulieren der Blindheit (mit einer Schwarzbrille) schon sehr viel schwieriger gewesen als das Rollstuhlfahren. Auch hier galt es einen Parcours zu durchlaufen oder „blind“ einen Fußball zielgerichtet zu spielen.

Die „blinden“ Akteure wurden jeweils von einem sehenden Mitschüler begleitet und geleitet, der durch Instruktionen auf neue Hindernisse aufmerksam machte oder die Richtung diktierte. „Das ist eindeutig schwerer als mit dem Rollstuhl“, hatte auch Felix Hunsicker nach dem Durchlaufen der Stationen festgestellt. Auf jeden Fall seien es ganz neue, völlig ungewohnte Erfahrungen, die man an diesem Morgen gemacht habe.