Im Rahmen des evangelischen Religionsunterrichts unternahmen die Schülerinnen der Klassenstufe 10 des Von der Leyen-Gymnasiums einen eindrucksvollen Ausflug zur Synagoge nach Saarbrücken – ein Unterricht der besonderen Art, der nachhaltiges Lernen an einem außerschulischen Lernort ermöglichte.
Empfangen wurden die Jugendlichen von Kantor Benjamin Chait, der mit seiner offenen, humorvollen und zugleich respektvollen Art sofort einen Zugang zu den Schülerinnen fand. In einer lebendigen Führung gelang es ihm, durch gezielte Fragetechniken und anschauliche Erzählmethoden einen Dialog über den jüdischen Glauben und die Besonderheiten der jüdischen Religion zu eröffnen. Dabei betonte er stets die Gemeinsamkeiten der drei großen monotheistischen Weltreligionen – Judentum, Christentum und Islam – und rückte insbesondere das Gebot der Nächstenliebe in den Mittelpunkt. Für ihn sei diese Liebe, ebenso wie die Liebe zu Gott und selbst zu Fremden und Feinden, eine zentrale Richtschnur im Leben und Ausdruck tiefer religiöser Überzeugung.
Ein besonderer Moment der Führung war zweifellos das Öffnen des Thoraschrankes und das Betrachten der kostbaren Thorarollen aus nächster Nähe – ein seltenes und ehrfurchtgebietendes Erlebnis für die Schülerinnen.
Auch die Geschichte der Synagoge selbst hinterließ bleibenden Eindruck: Die heutige Synagoge wurde 1951 eingeweiht, nachdem die ursprüngliche, prachtvolle Synagoge in der Reichspogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten zerstört worden war. Sie ist heute nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Zeichen für das Weiterleben jüdischen Glaubens im Saarland und ein Ort des interreligiösen Dialogs.
„Band der Erinnerung“ – ein sichtbares Mahnmal
Besonders eindrucksvoll war auch das neue Denkmal auf dem Vorplatz der Synagoge: das „Band der Erinnerung“. Diese begehbare Skulptur aus Edelstahl, gestaltet von der Berliner Künstlergruppe Mannstein + Vill, wurde 2021 eingeweiht. Sie besteht aus einer wellenförmigen, durchsichtigen Wand, in die die Namen, Geburtsdaten und Deportationsorte von 1.928 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus dem Saarland eingraviert sind.
Mit einer Höhe von 2,6 Metern und einer Grundfläche von etwa 35 Quadratmetern lädt das Denkmal dazu ein, sich den Opfern des Holocausts persönlich zu nähern und ihrer zu gedenken.
Ein Beitrag zur Erinnerungskultur
Der Besuch in der Synagoge war nicht nur ein gelungener Beitrag zur Vertiefung des Unterrichtsthemas, sondern auch ein wichtiger Baustein zur Gestaltung des diesjährigen Anne-Frank-Tages an unserer Schule. Als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist es uns ein zentrales Anliegen, für religiöse Toleranz, friedliches Miteinander und gegenseitigen Respekt einzutreten. Der Besuch in Saarbrücken hat diesen Anspruch mit Leben gefüllt.
Petra Maton