Jährlich findet am 12.06. im Gedenken an Anne Frank ein bundesweiter Schulaktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus statt. Bereits zum vierten Mal beteiligt sich auch das Von der Leyen-Gymnasium. In diesem Jahr, das unter dem Motto „Der Geschichte auf der Spur“ steht, führte der Kurs Darstellendes Spiel der Klassenstufe 11 unter der Leitung von Monika Schmitt das Stück „Ab heute heißt du Sara“ in der Aula des Von der Leyen-Gymnasiums auf. Es basiert auf den Erinnerungen der Berlinerin Inge Deutschkorn.
In der vollbesetzten Aula begrüßte Monika Schmitt, Kursleiterin und Regisseurin, die Zuschauer mit einer kleinen Einführung ins Stück. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich intensiv mit Inges Geschichte auseinandergesetzt und sich bei ihrer Adaption an den Prinzipien des Epischen Theaters nach Brecht orientiert. Folglich werde ein Chor eingesetzt als eine Art Verfremdung. Brecht sei es aber auch wichtig gewesen, dass das Publikum mit einer Erkenntnis aus dem Stück nach Hause geht.
Im Stück selbst kann der Zuschauer anhand von 33 Bildern die Entwicklung der Ächtung und Verfolgung der Juden während der Nazizeit miterleben. Die Geschichte beginnt 1933, als der zehnjährigen Inge von ihrer Mutter eröffnet wird, dass sie Jüdin ist, und endet im Jahr 1943, als Inge und ihre Mutter, die in Berlin blieben, gezwungen sind, unterzutauchen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 11 boten dem Publikum eine grandiose Aufführung. Ihre Leistung ist umso bemerkenswerter, wenn man die vielen Schwierigkeiten bedenkt, die das Stück an sich in sich birgt. Wie schon gesagt, ist das Stück nicht als fortlaufende Geschichte konzipiert, sondern in 33 Einzelbilder zerlegt, die in der Regel immer einen anderen Ort und eine andere Zeit in den Blick nehmen. Das allein war schon eine logistische Herausforderung: In Windeseile mussten Tische, Stühle und andere Requisiten für jedes Bild neu eingerichtet oder umgestellt werden. Diese Aufgabe übernahm der Kurs Darstellendes Spiel der Klassenstufe 10 und gewährte so der Aufführung durch präzise Arbeit einen reibungslosen Ablauf. Aber auch den Schauspielerinnen und Schauspieler wurde große Flexibilität und höchstes Einfühlungsvermögen abverlangt: In jedem Bild waren sie mit neuen Situationen konfrontiert und fast jedes Bild zeigte beispielsweise Sara in einer anderen Altersstufe (als Kind, als Mädchen in der Pubertät, als Verlobte). Hinzu kam, dass einige Protagonisten mehrere Rollen spielen mussten. Dies alles meisterten die jungen Leute mit großer Bravour und beeindruckten das Publikum noch mit deutlicher und gut vernehmbarer Artikulation. Sehr wirkungsvoll sind die Auftritte des Chores gelungen, besonders dann, wenn das Publikum von den Chormitgliedern umringt war und diese mal bedrohlich, mal vorwurfsvoll unisono ihre Kommentare zum Geschehen skandierten. Abgerundet wurde die Aufführung durch die gelungene Auswahl der Kostüme im Stile der 30iger Jahre, die sich die Schülerinnen und Schüler selbst ausgesucht hatten. Somit verfehlte das Stück beim Zuschauer nicht seine Wirkung: Es war beklemmend zu sehen, wie sich schrittweise eine Gesellschaft negativ verändern konnte.
Zum Schluss bliebt noch zu erwähnen, dass sich solch eine Aufführung nicht aus dem Ärmel schütteln lässt. Das war das Ergebnis einer harten Arbeit. Dafür reichen zwei Schulstunden für das Fach Darstellendes Spiel in der Woche nicht aus. Wie die Zuschauer erfuhren, wurde seit Ostern 3 Stunden pro Woche zusätzlich geprobt inklusive dreier Probetage vor der Aufführung. Ein dickes Lob für die gesamte Gruppe für dieses Engagement!